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53. ADAC Ravenol 24h-Rennen Nürburgring

von | 23. Juni 2025

Die 53. Ausgabe des 24h-Rennens am Nürburgring fand dieses Jahr am Wochenende nach Fronleichnam statt und fiel dadurch zwischen die beiden anderen Langstreckenklassiker von Le Mans – wie immer am Wochenende der 24. KW sowie dem 24h-Rennen von Spa, welches seit kurzem nun Ende Juni stattfindet, um dem Formel 1 Zirkus einen Termin zu ermöglichen. Zeitgleich fand in Watkins Glen, NY auch noch das prestigeträchtige Sahlen’s 6 Hours of the Glen der IMSA statt, so dass einige Werksfahrer ihren Verpflichtungen auf der anderen Seite des großen Teichs nachkommen mussten. Besonders betroffen war BMW, die neben den beiden BMW M Hybrid V8 auch noch zwei M4 GT3 Evo mit Paul Miller Racing in der GTD Pro einsetzen, so dass nur ein einsamer Rowe BMW in der SP9 am Start stand.

Mit einem zweiten Platz im Gesamtklassement kehrten Kévin Estre und Laurens Vanthoor von der Sarthe zurück und beide sollten mehr oder minder unfreiwillig im Rampenlicht stehen.

Scherer Sport PHX musste sowohl den Audi R8 LMS Ultra #1 als auch den Porsche 911 GT3 R mit der #16 noch für das Top Qualifying qualifizieren, da man vom Qualifiers zum 24h-Rennen den Reifenhersteller von Yokohama zu Michelin wechselte. In der ersten Session brach eine Antriebswelle am Porsche #16, so dass man auf die zweite Session angewiesen war. Während Christopher Haase die ersten Minuten des abendlichen Qualifyings nutzen konnte und mit 8:10.580 min sicher in das Top Qualifying einzog, blieb Ricardo Feller knapp hinter dem letzten verbleibenden Platz für dads Einzelzeitfahren. Mit Verkehr und Code60 sollte es bis tief in die Nacht dauern, bevor man eine Chance sah einen letzten Anlauf zu nehmen. Vanthoor blieben zwei Runden, die erste reichte wegen Verkehr knapp nicht. Auch in der zweiten Runde lief der Belgier im Bellof-S auf ein langsames Fahrzeug auf, doch es sollte mit dem Fallen der schwarz/weiss karierten Fahne reichen!

Im Top Qualifying dann die große Schrecksekunde. Vanthoor verliert den Elfer in einer ersten von zwei Runden am Schwedenkreuz aus der Hand und schlägt nahezu ungebremst in die Leitplanke der Arembergkurve ein. Zum Glück kommt Vanthoor recht schnell aus dem völlig zerstören Porsche geklettert. Folgerichtig kommt sofort die rote Flagge. Das Scherer Sport PHX den Porsche zurückziehen musste versteht sich von selbst. So bleibt es fast eine Randnotiz, dass die Pole Position an Kévin Estre und den „Grello“ von Manthey EMA ging.

Mirko Bortolotti im ABT Lamborghini bemerkte die roten Flaggen viel zu spät und passierte neun Streckenposten, bevor er sein Missgeschick bemerkte. Der sympathische Lamborghini Pilot entschuldigte sich umgehend über die sozialen Medien. Warum man ihm die DPN-Permit nicht entzog, erklärt sich durch das Reglement. In der Ausschreibung des 24h-Rennens sind Code60 Verstöße analog zum Bußgeldkatalog auf’s km/h genau geregelt, nicht aber ein Abbruch. Das Rennen musste man vom letzten Platz der ersten Startgruppe aufnehmen.

Startaufstellung Startgruppe 1

Schönstes Sommerwetter lockte eine Rekordzahl von 280.000 Zuschauern am Samstag in die Eifel, die um 16:00 Uhr den Start der 134 Fahrzeuge – es fehlen o.g. Scherer Sport PHX Porsche sowie die #778 RPM Racing aus der SP7 – beobachteten. Thomas Preining konnte die Pole Position in eine ungefährdete Führung ummünzen und übergab nach rund einer Stunde an Estre. Doch nur kurze Zeit später zeigen plötzlich die Sportware die rote Flagge. Ein Blick in die Garagen lässt es erahnen: Die Ingenieure sitzen vor dunklen Bildschirmen – Stromausfall! Da auch die Rennleitung und Tankanlagen betroffen sind blieb keine Wahl. Bei den hochsommerlichen Temperaturen hatte eine Kälteanlage, für die Steuerung und Kühlung der Klimageräte zuständig ist, den Dienst versagt. Der Restart erfolgte nach gut zweieinhalb Stunden.

Ergebnis: Stand bei Abbruch

Die Abend- und Nachtstunden wurden wie so oft wieder für einige Favoriten zum Verhängnis. Julien Andlauer bog zum die enge Links des Haug-Hakens, um plötzlich die Lichter eines Porsche 911 GT3 Cup der Cup2-Klasse zu schauen. Die Beschädigungen am Falken Motorsports 911 GT3 R waren zu groß um eine Reparatur zu versuchen. Mit blitzartigen Reflexen konnte der direkt dahinter fahrende Kelvin van der Linde ausweichen. Luca Ludwig übernahm den Scherer Sport PHX Audi #1 und verunfallte im Bereich Steilstrecke. Mit gebrochener Hinterradaufhängung erreichte er zwar die Box, aber eine Reparatur war auch hier aussichtsslos. HRT verlor den Ford Mustang mit Frank Stippler nach einer Kollision am Flugplatz, am AMG GT #14 von Getspeed streikte in der Nacht das Differenzial.

 

53. ADAC RAVENOL 24h Nürburgring 2025 – Foto: Gruppe C Photography

Am Sonntagmorgen verlor Falken das zweite Fahrzeug mit defekter Antriebswelle, während der Grello weiterhin an der Spitze lag. Getspeed verlor auch das zweite Fahrzeug mit technischem Defekt, während sich ABT Lamborghini eine Zeitstrafe von 100 Sekunden in der Kategorie „muss man nicht verstehen“ einhandelte. Dani Juncadella folgte einem TCR im Zentimeterabstand durch eine Code60 Zone, an dessen Ende ausgangs Eiskurve der TCR aber auch unbedingt die Ideallinie fahren wollte und von Juncadella in die Planken geschickt wurde. Vom Reglement her wohl ein klarer Fall, doch die Sturheit des Hyundai-Piloten war auch grenzwertig.

Die letzten sechs Stunden brachen an und noch immer kann Manthey EMA die Spitze behaupten, doch ROWE Racing mit Farfus/Krohn/Marciello/K. van der Linde blieb stets in Schlagdistanz, teilweise im Sekundenabstand pflügten die beiden durch den Überrundungsverkehr. So kam es gut 5:40h vor Ende zur rennentscheidenden Szene. In der dreifach Rechts vor Wehrseifen (Miss-Hit-Miss) lief die Spitze auf einen GT4 Aston Martin auf. Der Spitzname der Kurve verrät es: Der Aston ließ innen eine kleine Lücke, Estre stach hinein, wollte noch zurückziehen als er seine Fehleinschätzung bemerkte, schicke aber den Aston Martin von Dörr Motorsport in die Leitplanke mit folgendem Überschlag. Auch hier verhängte die Rennleitung eine 100 Sekunden Strafe, gegen die Manthey jedoch umgehend protestierte und so zunächst in Führung blieb. Warum man sich dann bis zur letzten Runde Zeit ließ um letztlich mitzuteilen, dass die Strafe Bestand hat – so wie es das Sportgesetz ohnehin regelt – weiß nur die Rennleitung. Wer das Rennen zu Hause ohne DMSB oder FIA Gesetzbuch auf dem Sofa verfolgte, wurde über fünf Stunden im Dunkeln gelassen. Und natürlich wurde auch unter Zuschauern, Medienvertretern und Aktiven heftigst diskutiert, ob die Strafe denn gerecht sei, oder ob hier nicht eher der spektakuläre, aber gottlob glimpfliche Ausgang für Rolf Scheibner – ein äußerst erfahrener 24h-Veteran – oder das Vergehen an sich bestraft wurde.

53. ADAC RAVENOL 24h Nürburgring 2025 – Foto: Gruppe C Photography

So überquerte zwar der Porsche von Manthey EMA als erster die Ziellinie, doch die ausstehende Strafe wurde auf das Gesamtklassement addiert, so dass ROWE Racing mit dem einzig angetretenen BMW M4 GT3 Evo den zweiten Sieg des Teams nach 2020 und den insgesamt 21. Erfolg für BMW verbuchen. Am Steuer wechselten sich Augusto Farfus (zweiter Sieg nach 2010!), Jesse Krohn, Raffaele Marciello (beide erstmals Sieger) und Kelvin van der Linde (dritter Sieg nach 2017, 2022) ab. Rang zwei ging an Manthey EMA mit Kévin Estre, Ayhancan Güven und Thomas Preining, der dritte Platz an den Porsche von Dinamic GT mit Bastian Buus, Matteo Cairoli, Loek Hartog und Joel Sturm.

Resultat: Gesamtklassement

 

Über den Autor

  • Seit frühester Kindheit mit dem Motorsportvirus infiziert und seit 1998 mit Spiegelreflexkamera an den Rennstrecken unterwegs. Von 2006-2009 und 2018-2022 als Fotograf und Editor für GT-Eins.de im Einsatz und nun mit doublestintmedia.com auf eigenen Beinen.

    Redakteur & Fotograf

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